FAQ Kinderrad:                    Das erste Fahrrad

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Inhalt:

Auf der Straße
Beleuchtung
Kauf eines Spielrads
Sitzposition, Beinstellung (Sattel, Rahmen, Kurbel)
Sitzposition, Oberkörper und Arme (Lenker, Vorbau)
Spielrad





10 Was ist ein Spielrad?
Ein Kinderrad nach DIN 79110. Es wird verkehrsrechtlich als "Spielzeug" eingeordnet, deshalb: "Spiel"rad. Natürlich werden auch größere Kinderräder primär zum Spielen benutzt. Abgesehen von der zweifelhaften rechtlichen Konstruktion hat sich ein spezieller Radtyp herausgebildet, der für kleinere Kinder durchaus Sinn macht.
Die Bezeichnung "Lernrädchen" ist ebenfalls nicht glücklich. Ein spezielles Fahrrad ist für das Fahrenlernen nicht notwendig. Ein Spielrad kann in akzeptabler Ausführung durchaus 2 Jahre oder mehr von einem Kind gefahren werden.

11 Welche Komponenten sind charakteristisch für ein Spielrad? Auf welche soll man besonders Wert legen?
Das Spielrad hat eine Radgröße von 12" bis 18", 47er Reifen, Rücktritt- und Vorderradfelgenbremse, geschlossener Kettenkasten aus Kunststoff, einen hohen Lenkerbügel , keine Gangschaltung und keine Lichtanlage. Der Rahmen sollte einen tiefen Durchstieg ermöglichen.

12 Wie hoch soll der Sattel eingestellt werden?
Im Sitzen soll der Radfahrer sein Bein voll durchstrecken können, wenn die Ferse auf die Pedale gesetzt wird. Diese Grundregel steht bei kurzbeinigen Radlern im Widerspruch zu der verbreiteten Meinung, Kinder sollten im Sitzen mit beiden Fußballen sich auf den Boden abstützen können. Grund: die Pedale von Kinderrädern liegen in unterer Position (fast) so hoch wie bei Rädern für Erwachsene.
Ein tiefer Einstieg ermöglicht es dem Kind, auch ohne Leistungseinbußen leicht auf- und absteigen zu können.
Wenn ein Kind häufig im Stehen fährt, ist der Sattel wahrscheinlich zu niedrig eingestellt.

14 Warum setzen die Hersteller die Kurbeln nicht tiefer an?
Weil die Pedale ständig beim Fahren aufsetzen würden. Natürlich kann das Kind seine Fahrweise darauf einstellen. Es stellt aber auf jeden Fall eine Behinderung und eine latente Unfallquelle dar.
Eine einfache Faustregel: 10cm plusminus 1cm sollte der Abstand vom Boden zur Pedalunterseite im unteren Totpunkt betragen. [1]

15 Meine Tochter fährt mit dem Spielrad schon 2 Jahre, und sie will auch gar kein neues. Die Sattelstütze lässt sich zwar noch weiter herausziehen, allerdings kommt es mir oben etwas eng vor. Sie muß die Arme sehr stark anwinkeln.
Ein hoher Lenkerbügel läßt sich nach vorne kippen.
Sie können aber auch den Vorbau gegen ein neuen mit längerer Ausladung wechseln. Es gibt eine sehr große Auswahl möglicher Vorbauten. Ihr Händler führt wahrscheinlich nur eine kleine Auswahl. Energisches Nachfragen hilft. Der Kauf lohnt sich durchaus: der neue Vorbau kann beim nächsten Fahrrad nach einer gewissen Nutzungsdauer nochmals seinen Zweck erfüllen.

16 Welcher Vorbau? Bei unseren Spielrad sehe ich nichts!
Lösen Sie den Schaumstoffschutz in der Mitte des Lenkers. Sie sehen die Schraubverbindung vom Lenker zum Vorbau. Wenn Sie diese Schraube lockern, können Sie den Lenker nach vorne kippen und den gesamten Vorbau samt Lenker nach oben ziehen. Allerdings nicht zu weit: der Klemmkeil sollte nicht im Bereich des oberen Steuerkopflagers zugezogen werden. (Markierung beachten!)
Wenn sich der Schaumstoffschutz nur umständlich lösen lässt, werfen Sie ihn weg und ersetzen Sie ihn durch eine robustere Eigenkonstruktion (aufgeschnittener alter Ball u.a.), die nicht gleich durchschlägt, falls Ihr Kind wirklich auf dem Vorbau aufschlagen sollte (noch nie gehört).

17 Mein Sohn hat auf dem 16"-Rädchen von seinem Freund Radfahren gelernt. Er ist aber schon 5 Jahre alt. Lohnt sich der Kauf eines Spielrads überhaupt? Sollten wir nicht gleich etwas Vernünftiges kaufen?
Ein gutes Spielrad ist ein vernünftiges Fahrrad für einen 5jährigen. Es ist 2 bis 3kg leichter als ein 20"-Straßenrad, passt ergonomisch besser und besitzt normalerweise Komponenten, die man bei größeren Kinderrädern vermisst. Die Sonderrolle dieses meist nicht ernst genommenen Fahrradtyps ist durchaus begründet: komplexe Verkehrssituationen beanspruchen die völlige Aufmerksamkeit des Kindes. Zusätzliche Komponenten wie eine Gangschaltung würden es nur ablenken. Kinder unter 8 Jahren haben Schwierigkeiten, mehere Bewegungsabläufe miteinander zu koordinieren.

18 Wir bekommen von Freunden ein gebrauchtes Spielrad zur Verfügung. Worauf soll ich achten?
Gibt es Schäden an der Gabel? Schleifen die Pedale im unteren Totpunkt fast auf dem Boden? Lager aus Kunststoff? FINGER WEG - auch wenn es sich bei den Schenkenden um gute Freunde handelt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie niedrig die Qualitätsvorstellungen bei Fahrrädern angesetzt werden.
Pedale abgelutscht? Plastiksitz? Lenkerendstopfen zerfleddert? Kettenschutz abgerissen? Gerissene Seilzüge? Handbremse schwergängig oder für Kinderhände nicht bedienbar? AUSWECHSELN - vorher berechnen, ob sich der (teure) Ersatzteilkauf noch lohnt.
Die Kette muss gespannt oder gewechselt werden. Der Vorbauschaft sollte herausgezogen und Klemmkonus geschmiert werden.
Wenn das Kind sich von einem gebrauchten Rad nicht begeistert zeigt, regen Sie an, es in einer Wunschfarbe anzustreichen!

19 Wie teuer darf so ein Spielrad sein?
Gegenfrage: warum sind sie so billig? Die fehlende Komponenten Gangschaltung und Lichtanlage können die Preisdifferenz zu Fahrrädern von Erwachsenen kaum erklären. Die Preisvorstellung der Käufer orientiert sich ganz offensichtlich an der Größe, die für die Herstellungskosten kaum eine Bedeutung hat. Ergebnis: für wenig Geld kann der Hersteller auch nicht die beste Qualität liefern. Deshalb kommt für den Kauf nur ein Spielrad in der "höchsten" Preisklasse in Frage.

20 Was mache ich mit den Stützrädern?
Tauschen Sie sie schon im Laden gegen eine Seitenständer ein.
Oder, wenn Sie sie schon besitzen: bauen Sie daraus eine winzigen Anhänger, der an einer Schnur hinterhergezogen wird.

21 Mein Kind möchte gerne eine Hupe haben. Ich habe aber gesehen, dass diese Tierkopf-Hupen sehr leicht kaputt gehen.
Ein Glück. Derartige Hupen beanspruchen eine hohe motorische Leistung: eine Hand vom Lenker abheben, den Kopf umgreifen und zudrücken (Tierquälertraining). Folge: Aufmerksamkeit für andere und Bremsfähigkeit sind nicht mehr vorhanden!
Spendieren Sie dem Kind eine besonders originelle Glocke, z.B.im Hamburger-Design.

22 Unser Kind fährt mit dem Rad so fürchterlich langsam, wenn wir gemeinsam zum Kindergarten fahren.
Luft aufpumpen! Bei längeren Fahrten ohne häufige Unterbrechungen kann man auch den Sattel etwas höherstellen. Mehr Möglichkeiten der Leistungserhöhung gibt es nicht: Radfahren in dieser Alterklasse bewegt sich eben an der unteren Grenze des möglichen. Ein größeres Fahrrad mit Gangschaltung kann der mangelnden Leistung nicht nachhelfen. Die Alternative: ein Trailer.
Wenn das Kind an Steigungen auf Bürgersteigen zu stark schlingert, muss geschoben werden. Die Gefahr des Umkippens ist zu groß.

23 Dürfen Spielräder nur auf Bürgersteigen gefahren werden?
Kinder mit Spielräder sind Fußgängern gleichgestellt - ähnlich Inliner oder Skatebords. Auf der Fahrbahn dürfen sie nicht fahren. Auch nicht auf Radwegen! Ausnahme: Spielstraßen [3]. Spielräder sind nach Lesart des Verkehrsrechts keine Verkehrsmittel [4]. Sie sind definiert als Fahrzeuge, die "üblicherweise zum spielerischen Umherfahren im Vorschulalter" benutzt werden.

24 Auf dem gemeinsamen Weg zum Kindergarten ist es morgens noch dunkel. Ich möchte eine Lichtanlage anbringen. Genügt eine Akku-Leuchte?
Eine Akkuleuchte hat den Vorteil, daß ihre Leuchtkraft unabhängig von der Geschwindigkeit ist und die ohnehin geringe Leistung des Kindes nicht noch weiter beinträchtigt. Das Akkuversagen in dem vorliegenden Fall ist vorhersehbarer als der Ausfall von Dynamo oder Verkabelung. Solange es sich um kurze geplante Fahrten auf Bürgersteigen in Begleitung Erwachsener handelt, ist gegen eine Akku-Leuchte nichts einzuwenden.
Mit Reflektoren und Leuchte kann das Kinderrad zum Kinderstraßenrad aufgerüstet werden: u.a. mit einer dynamogetriebenen Lichtanlage. Siehe: Ausrüstung Straßenrad


Literatur:

[1]  "Von unten nach oben - Teil 1", Ralf Stein-Cadenbach,"Pro Velo" 56/1999
[2]  "abfahren" 2/2004
[3]  §31 StVO
[4]  §24 StVO