42 Unser Junge möchte so gerne ein Mountainbike MTB statt
ein normales Rad. Was spricht dafür oder dagegen? Vor dem Kauf eines
MTBs sollte Klarheit über den Einsatzzweck herrschen. Normalerweise werden sie
von Kindern genauso universal benutzt wie ein Straßenkinderrad. Wenn es das
einzige Rad des Kindes ist, wird es häufig nachgerüstet: Schutzbleche,
Gepäckträger, Lichtanlage. Dabei kann es zu erheblichen Anpassungsproblemen
kommen. Beispiele: 1. wird der notwendige Abstand von Schuh zum vorderen
Schutzblech eingehalten? 2. kollidiert der herausgezogene Sattel mit einem
Korb auf dem Gepäckträger? Es ist ratsam, die notwendige Ausrüstung/Montage
mit dem Kauf eines MTB zu verbinden. Allerdings kann man nicht erwarten, daß der
Händler die gewünschten Teile in der entsprechenden Größe auch vorrätig hat.
Auch eine Lichtanlage
muss nachgerüstet werden. Normalerweise kommt dabei eine Akkuleuchte zum Einsatz, denn für ein Nabendynamo ist ein neues Vorderrad fällig
(Seitendynamos versagen bei Match und Schnee). Für die Nachrüstung stehen Montageteile an Sitzstreben und Canti-Sockeln
in einem guten Radladen zur Verfügung (an der Lichtanlage eines üblichen Straßenrades müssen Sie auch basteln).
Es gibt auch vollausgerüstete Straßenfahrräder für Kinder, die ursprünglich als MTB konzipiert worden sind.
43 Was spricht für
ein MTB als Zweitrad für Kinder? Der MTB-Boom hat sehr viel für
das Fahrrad gebracht. Er hat vor allen das Image verbessert: vom
Arme-Leute-Gefährt zum attraktiven Sportgerät. Auch für Kinder eignet es sich
sehr gut. Es macht Spaß, im Gelände herumzugurken, ohne ständig mit ängstlichen
Ermahnungen und Einengungen konfrontiert zu werden. Wenn das Bedürfnis nach
einem tollen MTB existiert, sollte der Wunsch auch entsprochen werden.
Leider sind viele MTBs für Kinder meist schlechte optische Kopien erwachsener
Vorbilder. Inzwischen sind aber sportliche Räder auf dem Markt, die mit den
großen Brüdern durchaus Schritt halten können. In einem normalen Radladen werden
Sie diese relativ teuren Räder nicht finden. Zur Ergonomie von Kinder-MTBs:
die Kurbeln sind zu lang, das Tretlager sehr hoch. Andererseits sind gerade
Lenker bei Kindern unproblematisch. Wächst das Kind, sollte der Ahead-Vorbau
gewechselt werden. Siehe auch:Ahead-Vorbau
44 Brauchen Kinder ein Fully
(vollgefedertes Mountainbike)? Die technische Antwort: nein.
Fullies verschärfen nach derzeitigen Stand der Technik alle Schwachpunkte des
Kinderrads: relativ hohe Masse und Tretlagerhöhe, Qualitätsmängel und erhöhter
Wartungsbedarf. Das Teleskopgabelprinzip kann die bei Kinderrädern auftretenden
Stöße von vorne nur schlecht aufnehmen. Außerdem reagieren häufig die Federungen
bei den niedrigen Massenkräften eines Kindes nicht. Die pädagogische
Antwort ist nicht so eindeutig: das beste Fahrrad ist immer noch das, das
auch gefahren wird. Wenn der Junge tatsächlich auf ein "Fully" versessen ist,
sollten die Eltern es ihm auch gönnen. Allerdings: mit einem 15 kg schweren
Gerät und nicht erledigten Reparaturen ist der Spaß sehr schnell beendet.
45 Sind 27 Gänge nicht
viel zu viel für Kinder? Es handelt sich um eine Kettengangschaltung
mit 3 Kettenblättern und 9 Ritzeln. Die Rechenaufgabe 3 mal 9 = 27 ist zwar
korrekt gelöst, nutzbar aber sind nur etwa ein Dutzend Gänge. Nur ambitionierte
Sportler nutzen die Gänge optimal. Der normale Radfahrer wechselt erst den Gang,
wenn ihm die Belastung zu groß oder zu klein erscheint. Kinder wählen
normalerweise die Gänge entweder gar nicht oder spielerisch-experimentell.
Eine 27er-Kettengangschaltung ist kaum komplizierter als eine mit 21. Übersichtlich
wird sie erst beim Verzicht von meheren Kettenblättern.
Mit der Beschränkung auf ein einziges Kettenblatt ist auch ein Kettenschutz
möglich: es brauch nicht mehr auf spezielle Kleidung und Schuhbändern geachtet
werden. Wichtiger als die Anzahl der Ritzel ist die passende Übersetzung vom
niedrigsten und höchsten Gang. Ein außergewöhnlich größtes Ritzel ("Megarange")
für extreme Steigungen sollte auf jeden Fall existieren.
46 Mein
8jähriger Sohn möchte unbedingt ein BMX -Rad. Sind
BMX-Räder für Kinder geeignet? Nein. Echte BMX-Räder sind Fahrräder für
Jugendliche und Erwachsene ab etwa 1,55m Körperhöhe. Sie sind trotz einfacher
Ausrüstung recht schwer, die Kurbeln zu lang und der Lenker zu breit.[10]
47 Warum nicht ein Faltrad statt ein Kinderrad?
Die Qualität heutiger Falträder ist im Gegensatz zu früheren
Klapprädern recht gut. Als Ersatz für ein Kinderrad höherer Qualität kann es
allerdings nicht herhalten: gute Falträder haben einen ausreichend langen
Radstand - ungeeignet für das wendige Fahren der Kinder. Außerdem sind die
Kurbeln zu lang. Akzeptabel ist dagegen die Verwendung von Falträder als
eine Art Universalrad für die ganze Familie (z.B. auf Campingplätzen). ! Achtung: das untere Ende der - eingeschobenen - Sattelstütze
sollte ausreichend weit vom Boden entfernt sein. [1]
48 Gibt
es spezielle Reiseräder für Kinder, geeignet für Familientouren?
Nein. Denkbar wären sie schon. Allerdings würden sie die Erwartung in
punkto erhöhter Leistung wohl enttäuschen.
49 Ist
ein Trailer (Nachläufer) bei gemeinsamen Fahrten eine
wertvolle Hilfe? Ein Trailer wird von einem Elternteil gezogen, wobei
das Kind mitarbeiten kann. Häufig lässt das Kind sich einfach ziehen - ohne den
Unwillen des Zugpferdes zu erregen: die Tretbewegungen stören. Der kräftige
Tritt des 25kg-Sprößlings kann sehr unbequem werden. Der Einsatz eines Trailers
begrenzt sich also auf eine kurze Nutzungszeit. [2] Ein Trailer bewährt sich
bei Kindern im Kindergartenalter und bei zu erwartenden Disziplinlosigkeiten: der
Straßenverkehr eignet sich nicht für Kraftproben. Das einspurige Gespann kann
praktischerweise auch benutzt werden, um ein Kind ohne Fahrrad abzuholen. Ein
Trailer ist zwar handlicher als ein breiter Anhänger - das Kind sollte aber
schon selbsttätig radfahren können.
51 Können Kinder auf einem Tandem
mitfahren? Ja. Für diesen Zweck werden spezielle "Stokid"-Sätze
angeboten: ein zusätzliches Getriebeteil mit hochgelegten Tretlager und kurzen
Kurbeln. Sie können später wieder abgenommen werden. [3]
52 Gibt
es Liegeräder für Kinder? Ja. 2-rädige
Kinderlieger sind meistens Sonderkonstruktionen einer innovationsfreudigen Szene
oder geänderte "erwachsene" Modelle [4][5][6][16]. Allgemein:[11][17]
Fahrradmessen ermöglichen Probefahrten. Kinderlieger mit 3 oder 4
("Go-Kart") Rädern sind eher als Spielzeuge zum langsamen rumkurven anzusehen.
Anmerkung: Liegeradfahrer sind keine verschrobene Exzentriker mit
exhibitionistischen Gehabe, sondern mehrheitlich freundliche Zeitgenossen aller
Altersklassen.
Ein typischer Dialog: Passant (zeigt auf das Liegerad): "Ist das nicht
zu gefährlich?" Liegeradfahrer: "Nein. Sie können es ruhig
streicheln."
53 Gibt es Rennräder für Kinder? Ja.
Ihre Auswahl ist ähnlich dünn wie die von Liegerädern. Und sie kosten natürlich
ihren Preis. Der Gebrauch echter Rennmaschinen empfiehlt sich in Verbindung mit
einem Radsportverein, der die Kids auch betreut. Größere Vereine bieten Räder
zum Ausleihen an. Die kleinsten Rennräder werden mit 22"-Rädern
angeboten. Ein Rennlenker macht noch keine Rennmaschine! Er verändert die
Sitzposition und erfordert andere Bremsen.
54 Gibt es noch Bonanza-Räder (Highriser)? Ja. Neben Retro-Spaßmobile für Erwachsene existieren auch neuere Modelle. In
den USA sind die verwandten "Scooter"- und Cruiser-Bikes beliebt.
[8] Radtechnisch haben die Highriser
vergangener Zeiten einen schlechten Ruf: niedrige Qualität und hohes Gewicht
zeichnen die Modelle aus, deren Anhänger sich am gefakten Zubehör begeistern.
Charakteristich ist die Sitzbank "Sissy-Bar": sie ermöglicht eine Sitzposition,
die auffallend modern anmutet, sind doch bequeme Sesselräder ähnlich konzipiert.
Die Beine sind auch in sitzender Position leicht auf den Boden zu bekommen und
erleichtern entspanntes flanieren. [9]